Deutsch

Das letzte Geschenk von Gerhard Müller

František Chlouba  20.01.2007 17:10

Gerhard Müller mit  Robert Zappe auf der Reichenauer BauernseitePlötzlich und unerwartet starb in den frühen Morgenstunden des 20. Dezembers Herr Gerhard Müller, Ehrenbürger von Reichenau bei Gablonz an der Nieße. Dieser unauffällige, immer freundliche Mann lebte sein ganzes Leben in Aufopferung und Arbeit für andere Menschen. Er starb drei Monate nach seinem 84. Geburtstag und nicht ganz zwei Jahre, nachdem er mit seiner treuen Gattin die diamantene Hochzeit gefeiert hatte.

Gerhard Müller wurde am 5. September des Jahre 1922 in einem bereits abgerissenen Haus in der heutigen Komenský-Straße geboren. Er wollte seine Begabung zu einem Studium am Lehrerinstitut zu nutzen, aber wie bei so vielen Männern seiner Generation kam der Krieg dazwischen. Mit achtzehn Jahren trat er den Wehrdienst an und machte den ganzen Krieg als einfacher Soldat durch. Obwohl er nicht in heißen Kriegszonen diente, erlitt er dennoch zweimal Verletzungen. Im Januer 1945 heirate er durch Kriegstrauung (Ferntrauung) Gertrud Czerny von der Reichenauer Fuchsbrösche. Aber auch diese Ehe musste so manchen Schicksalsschlag hinnehmen. Im Mai des Jahres 1945 geriet er mit seiner Einheit auf tschechischem Gebiet in russische Gefangenschaft und wurde als Kriegsgefangener in die Ukraine deportiert. Hier verbrachte er vier lange Jahre, bis ihm gestattet wurde zu Frau und Familie zurückzukehren, die inzwischen ins bayrische Kaufbeuren zwangsausgesiedelt wurde, wo die Gablonzer Landsleute aus einem alten Munitionslager den Ort Neugablonz erbauten.

Gerhard Müller mit seiner Frau GertrudTrotz all dieser Leiden war Gerhard Müller grundsätzlich versöhnlich eingestellt und dies nicht nur den neuen Einwohnern von Reichenau, sondern auch seinen ehemaligen Wärtern in der Ukraine gegenüber. Nie waren aus seinem Munde Klagen über diese schweren Zeiten zu hören. Ganz im Gegenteil, oft würdigte er das anständige Benehmen, dass im bei seiner Gefangenschaft angeblich zuteil wurde. Er war auch der erste, der im Jahre 1991 positiv auf die Initiative der neuen Stadtväter reagierte, zur Versöhnung der ehemaligen und heutigen Einwohner von Reichenau beizutragen und Wege und Mittel zu suchen, um an die abrupt unterbrochenen historischen Zusammenhänge anzuknüpfen. Sein Wirken in der Landmannschaft der Reichenauer Deutschen fand in einer Gedenkveranstaltung seinen Höhepunkt, bei der im Jahre 1993 die Reichenauer beider Nationalitäten das Denkmal vor der Kirche enthüllten, das in ein Denkmal für die Opfer beider Weltkriege und die Opfer von Gewalt im 20. Jahrhundert umgewandelt wurde. Damit endete jedoch sein Wirken unter den Reichenauer Deutschen keineswegs. Sehr unauffällig, jedoch um so wichtiger und wirksamer war seine Popularisierung des heutigen Lebens in Reichenau unter den zwangsausgesiedelten Landsleuten, dank derer viele der ehemaligen Einwohner von Reichenau die Bindungen zu ihrer Heimat zurückgefunden haben. Zum Dank für seine unermüdliche Suche nach Wegen und Mitteln zur Versöhnung von Tschechen und Deutschen und für seine langjährigen Bemühungen, an den zerrissenen Faden der Geschichte anzuknüpfen, wurde ihm im Jahre 2002 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Reichenau verliehen.

Gerhard Müller widmete sich bis in die letzen Stunden seines Lebens hinein der Aufzeichnung von Erinnerungen der Landslaute von Reichenau und Umgebung. So stellte er eine ganze Reihe von Gedichtsbüchern und Erzählungen aus der Heimat in der eigenartigen und unverwechselbaren Mundart Paurisch zusammen. Diese warten bisher auf ihre Übersetzung. Im Gegensatz dazu konnte sein weiteres großes Werk, die Transkription aller Reichenauer Chroniken aus der Schwabacher Schrift ins Lateinische dank der fertiggestellten Übersetzung bereits der Reichenau Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Gerhard Müller´s  Geburtshaus ( aufgn.  1964  kurz vor dem Abriss)Gerhard Müller war auch ein freigebiger Spender. Außer vielen Geldspenden zur Erneuerung von Sehenswürdigkeiten in und um Reichenau widmete er auch dem entstehenden Museum von Reichenau eine ganze Reihe von Gegenständen und Büchern. Seine Wohltätigkeit beschränkte er jedoch keinesfalls nur auf die Heimatstadt. So enthielt auch die Todesanzeige selbst die ungewöhnliche Bitte, die Trauergäste mögen doch statt Blumen einen Beitrag an das SOS Kinderdorf schicken.

Als wir am 28. Dezember zum Begräbnis des Ehrenbürgers im weiten Stutensee bei Karlsruhe eintrafen, erhielten wir von Frau Müller zwei Reichenauer Dosen für die Museumssammlung, mit den Worten: "Das ist das letzte Geschenk von Herrn Müller." So wie er gelebt hatte, so segnete er auch das Zeitliche. Sein ewiges Lächeln bleibt uns, die wir ihn kannten, für immer in Erinnerung und auch in den Dokumenten über das alte Reichenau und in den Sammlungen des entstehenden Reichenauer Museums wird man immer wieder auf seine Werke stoßen.

Město Rychnov u Jablonce nad Nisou

Husova 490
46802 Rychnov u Jablonce nad Nisou

IČO 00262552
Bankovní spojení 963232349/0800

Telefon: +420 488 880 921
Datová schránka: fjxbbm5

Město Rychnov u Jablonce nad Nisou - idatabaze.czMěstské, obecní úřady - idatabaze.cz

Úřední hodiny

Po8:00 – 11:0012:00 – 17:00
Út8:00 – 11:0012:00 – 14:00
St8:00 – 11:0012:00 – 17:00
Čt8:00 – 11:0012:00 – 14:00

Stavební úřad

Po8:00 – 11:0012:00 – 17:00
St8:00 – 11:0012:00 – 17:00
© MěÚ Rychnov u Jabl.n.N.
Tento web používá k poskytování služeb a analýze návštěvnosti soubory cookie. Používáním tohoto webu s tím souhlasíte.