Der alte Friedhof an der Kirche zum Hl. Wenzel in Reichenau wird endlich langsam in einen Zustand gebracht, für den sich die Stadt Reichenau nicht schämen muß. Die Sanierung war zwar längst geplant, jedoch der Beginn der Arbeiten immer aus irgendwelchen Gründen von Jahr auf´s Jahr verschoben. Nun ermöglichte es die gute Stunde, daß es bei der Anlegung des neuen Urnenhaines auf dem neuen Friedhof zu viel vom übriggebliebenen Erdreich ligengebliben ist. Gleichzeitig wurde aber auch in Pelkowitz, im Rahmen der Flurbereinigung, ein neuer Feldweg gebaut, wo auch große Mengen von Acker–Erdreich geblieben sind. Dies war an sich die Ursache zur Überlegung – "wohin damit ?". Die Gebrüder Dedek aus Klitschnei (eigentlich die Enkel von H.Horn – Werkstatt) haben angefangen mit Ihrer Technik den altem Friedhof erstmal vom Gebüsch zu befreien, später die Mulden mit diesem Material zu befüllen.
Allein der erste Eindruck ist überraschend. Der alte Friedhof ist wieder da! Sicher, es bleibt da noch viel zu machen. Zum Beispiel die Friedhofsmauer muß dringend saniert werden. Jedoch die Möglichkeit die Stelle zu betreten ist schon faszinierend.
Hand in Hand verläuft auch die weitere Sanierung der Kirche. Noch in diesem Jahre sollen die Entwässerungskanäle an den Wänden der Kirche ausgebaut werden. Spätestens im Frühjahr soll eine neue Fassade durchgeführt werden. Die Stadt verspricht sich noch in diesem Jahr einiges an der Fassade machen zu können. Dies wird jedoch von der Wetterlage abhängig sein. Das gesamte Dach ist bereits fertig – saniert. Von den Dacharbeiten her bleiben noch die beiden Seiteneingänge zu machen.
An der Allee hinter der Kirche unter den zwei roten Buchen, wurde am 8. September das Marterl "Schutzengel" einegeweiht. Dieses Marterl stand bis unlängst am Reichenauer Wasserwerk, am alten Feldweg nach Gablonz. Das Wasserwerk ist heutzutage völlig von Reichenau durch die Schnellstrasse nach Gablonz abgeschnitten. Auch den Feldweg gibt es nicht mehr. Er wurde in siebziger Jahren im Rahmen der Zusammenlegung der Parzellen am Hartigfleckel verackert. Dieses Martelrl wurde im Jahre 1755 vom Pfarrer Josef Rossmeisel, aus eigenen Mitteln, errichtet.
Hierzu bindet sich folgende Geschichte:
Der Bruder vom Pfarrer Rossmeisel, Leopold, kam einst unter großem Gewitter aus Gablonz und suchte Schutz unter einem Baum vor dem Regen. Plötzlich schlug ein Blitz in die Krone des Baumes ein. Der Blitz zündete an den Baum und zerschplitterte ihn. Auf die Weise entkam der Kaplan Leopold Rossmeisel dem sicheren Tode.
(beigetragen von Rainer Ullrich)
Walter Maschke, geboren in Reichenau am 14. April 1913 als Sohn des Industriemalers Josef Maschke (der infolge von Kriegsverletzungen im 1. Weltkrieg seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte und deshalb in der "Trafik" am Bahnhof Zigaretten und anderes verkaufte), wurde in der "Malerstube" der "Werkstätte für Kirchen– und Portrait–Malerei [meines Großvaters] Rudolf Wenzel" (Goethegasse/ heute Komenského 220) Maler–Lehrling. Sein Lehrer während der fünfjährigen Ausbildung war mein Onkel Theodor Zappe, der von 1906 bis 1910 an der Prager Akademie Malerei studiert hatte. Walter Maschkes große Begabung ließ ihn schon bald über seine Mitlehrlinge und den Durchschnitt der Reichenauer Maler hinauswachsen und an der handwerksmäßigen Arbeit (meistens Kopien im Stil der Alten Meister und der "Nazarener") ungenügend empfinden. Nach Abschluß der Lehre unternahm er große Radtouren, die ihn u. a. bis an die estnisch–russische Grenze und quer durch Deutschland bis an den Rhein führten. Letztere Fahrt (1936) zeigte ihm Deutschland im 4. Jahre der Hitler–Herrschaft "von innen" – eine Perspektive, die ihn der Verhimmelung des Deutschen Reiches unter den damaligen Sudetendeutschen umso mehr entfremdete, als er sie auch nach dem "Anschluß" im Oktober 1938 nicht verheimlichte. Da mit diesem "Anschluß" der Export der Ölbilder in die USA (die wirtschaftliche Grundlage der Reicherauer Malerei) wegbrach, mußten sich fast alle Maler andere Verdienstmöglichkeiten suchen – die jüngeren Männer mußten sowieso bald zur "Wehrmacht" einrücken, Walter Maschke zuerst nach Dresden, wo ihn sein Maler–Talent vor den wahrscheinlich tödlichen Folgen einer Anschwärzung durch "gute Freunde" (150 %–ige Nazis) in Reichenau rettete. Die längste Zeit des Krieges (dreieinhalb Jahre) war er am "Fischerhals" an der Nordküste der Halbinsel Kola eingesetzt. Polarwinter und im Sommer Mückenplage setzten ihm zu. Nach dem Rückzug, über Norwegen, wo er ganz im Norden als Verwundeter nur knapp dem Tode entging, und der Entlassung aus Kriegsgefangenschaft fand er in der Nähe von Nürnberg eine erste Bleibe, traf dort seine im Frühjahr 1946 ausgesiedelte Familie wieder und schloß sich dem von meinem Vater [Robert Ullrich] zusammengeführten Rest der Reichenauer Maler im Unterallgäu bei Memmingen an. Mit ihnen übersiedelte er sechs Jahre später an den Rand des Schwarzwaldes, wo er sich bald ein eigenes Haus bauen konnte – und immer noch Heiligenbilder malte. Aber nicht mehr lange: 1961 hörten plötzlich die USA–Kunden zu bestellen auf, die letzten Maler mußten sich wieder andere Arbeit suchen, Walter Maschke gelang es, an der Stuttgarter Kunsthochschule einen Restauratoren–Kurs zu absolvieren, und er wurde, in Zusammenarbeit mit einer Kirchendekorationsfirma, zu einem der gesuchtesten Restauratoren für Barockkirchen in ganz Süddeutschland. Dorfkirchen an der oberen Donau verdanken seinem Können ebenso ihre Wiederherstellung wie zum Beispiel die berühmte Abteikirche in Neresheim. Die Kreisstadt Calw ehrte ihn mit ihrer Bürgermedaille. In seinem höchsten Alter konnte er seine Kunst naturgemäß immer weniger ausüben, bis er den Pinsel ganz aus der Hand legte. Nach dem Tode seiner Frau unterstützte und pflegte ihn seine Tochter aufopferungsvoll, so lange sie es konnte; sein letztes Jahr lebte er im Altersheim. Mit ihm hat die Reichenauer Malerei einen letzten Gipfel erklommen, mit ihm erlosch sie jetzt.
Walter Maschke starb am 8.August 2007 im Alter von 94 Jahren.
(von Rainer Ullrich, früher Zappe–Villa gegenüber Karl Hartrampf – heute Calw–Wimberg, Baden Würrtemberg)
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