Von Susanne Rößler, im Jeschken–Iser–Jahrbuch 1993.
Am 30. November 1992 wäre Elsa Preißler aus Reichenau, Kreis Gablonz, Pädagogin aus Berufung, Verfasserin reizender Marchen, vor allem aber ein liebenswerter Mensch, hundert Jahre alt geworden. In der Geschichte der Gablonzer nimmt Elsa Preißler zudem einen besonderen Platz ein: Sie war die erste Lehrerein in Kaufbeuren–Hart, das seit 1953 offiziell Neugablonz heißt. 1947 kam sie nach Neugablonz und nahm damals in der kurz zuvor aufgestellten "Schulbaracke", einem Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg, ihre Lehrtätigkeit auf, unter heute nicht mehr vorstellbaren Verhältnissen: Es gab kein Unterrichtsmaterial, keine Wasserleitung, keine Toiletten, die Schulbänke waren per Handarbeit hergestellt, Lehrzimmer und Lehrerinnenwohnung war ein Raum, die Schulspeisung aus amerikanischen Spenden nötige Hilfe für die unterernährten Schüler. Nach "Klassenstärke" fragte damals niemand, bis zu 120 Kinder betreute damals Elsa Preißler!
Dank ihres pädagogischen Einsatzes, dank ihrer Herzensgüte, ihrer Hilfsbereitschaft, gestaltete Elsa Preißler ihren Unterricht dennoch erfolgreich, gab sie ihren Schülern eine gehörige Portion Lebenshilfe mit auf den Weg. Wer einmal in ihrer Klasse saß, hat sie nie vergessen.
Elsa Preißler kam 1892 in Reichenau zur Welt, ihre Ausbildung erhielt sie an der Lehrerbildungsanstalt der Ursulinerinnen in Reichenberg. Sie unterrichtete an Schulen in Reichenau, Gablonz und Kukan, nach der Vertreibung gelangte sie nach Baisweil, Kreis Kaufbeuren, und von dort 1947 nach Neugablonz.
In ihrem 70. Lebensjahr, nachdem sie in den Ruhestand getreten war, erfüllte sie sich einen Herzenswunsch: Sie begann zu schreiben, Märchen, bunt und fantasievoll, naturverbunden und auch mit kleinen pädagogischen Fingerzeigen versehen, flossen aus ihrer Feder und füllten mehrere Bändchen.
1974 wurde Elsa Preißler mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Nicht nur wegen ihrer Verdienste als Pädagogin, als "Märchentante", wie sie liebevoll genannt wurde, sondern vorwiegend wegen ihrer Selbstlosigkeit und Güte: Sie hat, obwohl ihr damaliges Lehrersalär recht durftig war, den beiden verwaisten Söhnen ihrer Freundin das Studium ermöglicht. Für sich selbst hatte Elsa Preißler niemals materielle Güter begehrt.
Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie, ihr Augenlicht war sehr geschwacht, in einem Seniorenheim in Kempten, in der Nähe der Familie einer ihrer beiden Ziehsöhne. Am 9. Mai 1983 verstarb sie.
Oberlehrerin Elsa Preißler war ein Mensch, den man nicht vergessen kann.
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