(Ubersetzung aus dem Rychnovský Zpravodaj Nr.10/04)
Auf Wandertour mit dem Fahrrad in der Nähe von Lipno, fanden wir auf der Landkarte zufällig das Reichenauer Tal. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Das Tal liegt an der österreichischen Grenze und wir gelangen zu ihm von Vorder Vyton (Vorder Heuraffl), Frymburk (Friedberg) oder Kyselov (Sarau).
Wir erkundigten uns in Unter Vltavic (Unter Moldau) nach der Zufahrt und entschlossen uns, von Kyselov aus in Richtung Südosten zu fahren. Dann, bei der nächsten Kreuzung, bogen wir nach rechts in den Wald und halten uns immer rechts bis zum Schwarzenberg–Kanal. Bei Korandy (früher Rosenberg), an der europäischen Wasserscheide zwischen Elbe und Donau, befindet sich auch der geeignete Ausgangspunkt für den schönen fast 60 km langen Weg neben dem Schwemmkanal. Wir aber zweigen nach links ab in Richtung Otov (Ottenschlag) und Pasečna (Reiterschlag).
Wir setzen unseren Weg bergauf weiter fort in Richtung des Reichenauer Tales. Über mehrere Kilometern finden wir neben dem Weg Feldkreuze (ähnlich denen bei uns). Endlich erreichen wir die Stelle, wo sich einst das Dorf befand, das sich "Deutsch Reichenau" nannte (in tschechischer Ubersetzung wohl Německý Rychnůvek). Vor dem Kriege hatte die selbständige Gemeinde uber 50 Häuser und mehr als 400 Einwohner. Zum Pfarrsprengel gehörten l6 Ansiedlungen mit fast 500 Hausern und über 2000 Einwohnern. Im Qrt befanden sich die Kirche zum hl. Wenzel (!), die Schule, die Post, eine Gendarmeriestation, einige Gastwirtschaften, Läden und Handwerker.
Und heute? Nach dem Kriege wurden im Jahre 1946 die meisten Einwohner vertrieben, die restlichen übersiedelten nach Österreich und dann, im Jahre 1957 , wurde die Kirche zusammengeschossen, der Ort selbst wurde vollkommen beseitigt und an seiner Stelle enstand ein "verlassener Dschungel". Heute steht an der Straße ein blecherner Schuppen, der es dem Anschein nach hier nicht mehr lange aushalten wird. Ein wenig seitwärts wurde ein schlichtes Kreuz aufgestellt an der Stelle, wo einst die Kirche stand. Auf ihm steht deutsch geschrieben "Den Toten der Pfarrei Deutsch Reichenau" – ubersetzt "Mrtvým farnosti Rychnůvek". Nur einige Grabhügel und Mauerreste sind hier noch zu finden.
Nach historischen Fotografien, die auf Tafeln gezeigt werden, war Reichenau am anderen Ende der Republik unserem sehr ähnlich. Leider lag es in einer Gegend, wo durch die historischen Zusammenhänge viel mehr zerstört wurde als bei uns. Nach der Landkarte sind dort noch viel mehr Dörfer und Gemeinden verschwunden. Heute ist hier eine Ruhe, eine schöne Gegend aber auch ein bißchen Trauer. Unser Weg führte weiter den Berg hoch bis nach Pasečna (Reiterschlag). Wer nöch hoher hinauf will, muß den "Vítkov–Stein" aufsuchen, wahrscheinlich die höchstgelegene Ruine, also einst Burg, in Böhmen. Nach einigen Quellen ist es schon die zweite, weitere Unterlagen konnten wir aber nicht auffinden. Wenn jemand etwas weiß von der Burg oder der Ruine, welche in einer Seehöhe von 1032 m errichtet wurde, der möge es bitte wissen lassen.
Anmerkung:
Dem Schreiber des Reiseberichtes kann geholfen werden:
Der "Vítkův Kámen" bzw. "Vítkův Hradek" hieß früher "Wittinghausen" oder "Wittigstein", er liegt über dem Dorf St. Thomas auf dem St.–Thomas–Berg, Bez. Kaplitz. Es handelt sich um die Stammburg der Witikonen, der späteren Rosenberger. Gründung in der 2. Hälfte des 13. Jh. durch Witiko von Krummau (1220 – 1277); von diesem ging die Burg an Heinrich von Rosenberg. 1427 kamen Burg und Herrschaft von Wittinghausen von Ulrich von Rosenberg an Reinprecht von Wallsee. Im 17. Jh. wurden die Befestigungen noch einmal ausgebaut. Nach dem 30.jährigen Krieg begann der Verfall. Die späteren Besitzer, die Fürsten Schwarzenberg, retteten durch Konservierungen einige Gebäudeteile und den beeindruckenden Turm.
Adalbert Stifter nahm Wittinghausen als Vorlage für seinen Roman "Witiko" und für die Erzählung "Hochwald".
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